Birmingham/Berlin (pag) – Eine Studie der Universität Birmingham zeigt, dass in der Corona-Krise bisher rund 909.000 Operationen in Deutschland aufgeschoben wurden. Weltweit stellen die Wissenschaftler rund 28,4 Millionen vorübergehend nicht ausgeführte, aber geplante Eingriffe fest. Der Untersuchung liegen Daten aus 359 Kliniken in 71 Ländern zugrunde. Unterteilt wurde in drei Kategorien: unkritische Eingriffe, Krebs-Operationen und Kaiserschnitte.

„Wenn die Länder ihr normales Operationsvolumen nach der Pandemie um 20 Prozent erhöhen, würde es im Durchschnitt 45 Wochen dauern, um den Rückstand bei den Operationen zu beseitigen, die sich aus der Covid-19-Unterbrechung ergeben“, halten die Wissenschaftler um Aneel Bhangu fest. Das Team hat einen Zeitraum von zwölf Wochen untersucht. Dieser weicht wegen des unterschiedlichen Pandemieverlaufs von Land zu Land ab. Für Deutschland registrieren die Wissenschaftler rund 851.000 unkritische Eingriffe, 52.000 Krebs-OPs und 5.800 Kaiserschnitte, die verschoben oder abgesagt wurden. Die Rheinische Fachhochschule Köln nannte vor Kurzem eine Zahl von 1,6 Millionen Patienten auf der OP-Warteliste.

 

In Deutschland sorgt unterdessen eine Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) für Aufregung, über welche die Bild-Zeitung berichtet. Demnach haben Krankenhäuser ab Mitte März dieses Jahres 30 Prozent weniger Menschen mit Schlaganfällen und Herzinfarkten behandelt als noch im Vorjahreszeitraum. Bei dieser Auswertung handele es sich allerdings nur um eine „erste interne Beschäftigung mit der Problematik“, reagiert WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber auf den Bericht. Die Daten seien noch schwer zu interpretieren und noch nicht valide. „Denn die ersten Diagnosen bei der Aufnahme, auf denen die Auswertung aus dem April beruht, sind zunächst Verdachtsdiagnosen“, erläutert er. „Vollständige Fallinformationen zu den Patienten, die zum damaligen Zeitpunkt meist noch in den Krankenhäusern gelegen haben, konnten nicht berücksichtigt werden.“

 

Die Studie der Universität Birmingham wurde im British Journal of Surgery veröffentlicht. Sie finden Sie hier:

https://bjssjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/bjs.11746

 

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