Berlin (pag) – Im vergangenen Jahr war der Deutsche Ärztetag noch der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. Diesmal kommen die Delegierten immerhin virtuell zusammen – und beschließen unter anderem neue Regeln für die Suizidhilfe. Aufgrund der anhaltenden Gesundheitskrise meldet sich sogar die Kanzlerin zu Wort.

Dr. Klaus Reinhardt © screenshot, BÄK
Dr. Klaus Reinhardt © screenshot, BÄK

In einer zweiminütigen Videobotschaft bedankt sich Angela Merkel (CDU) für den „aufopferungsvollen Einsatz“ der Ärzte im Rahmen der Pandemie und kündigt an, alles daran setzen zu wollen, „für gute Berufsbedingungen im medizinischen Bereich zu sorgen“. Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, wertet die besondere Aufmerksamkeit als „ein Zeichen der Wertschätzung“.
 

Im Fokus seiner eigenen Auftakt-Ansprache steht erwartungsgemäß ebenfalls das Pandemiegeschehen. Mit Blick auf künftige Krisen fordert Reinhardt: „Wir sollten beim nächsten Mal besser vorbereitet sein.“ Neben Vorratshaltung und festen Krisenstäbe in den Ländern brauche es vor allem finanzielle Anreize für Ärzte, im Öffentlichen Gesundheitsdienst zu arbeiten. Er warnt zudem davor, das Gesundheitssystem weiterhin auf Kosteneffizienz zu trimmen. Leistungsstarke Versorgungsstrukturen müssten stattdessen erhalten und ausgebaut werden.
 

Eine weitere Lehre betrifft die ärztliche Weiterbildung: Diese wird gemäß Beschluss des Ärztetages um den neuen Facharzt „Innere Medizin und Infektiologie“ erweitert. Bisher konnten interessierte Ärzte in dem Fach nur eine Zusatzweiterbildung absolvieren. Die Mediziner wollen damit der zunehmenden Bedeutung von Infektionskrankheiten Rechnung tragen.
 

Für Aufsehen sorgt zudem ein weitreichender Beschluss der Delegierten, wonach das bisherige Verbot der Hilfe zur Selbsttötung aus der Musterberufsordnung gestrichen wird. Der Passus kollidierte mit dem Urteilsspruch des Bundesverfassungsgerichts, welches das im Strafgesetzbuch normierte Verbot schon Anfang 2020 für nichtig erklärt hatte. „Das heißt aber nicht, dass wir die Suizidassistenz als ärztliche Aufgabe ansehen“, unterstreicht Reinhardt. Ganz im Gegenteil: Er habe diesbezüglich ein „hohes Maß an Zurückhaltung“ unter den Delegierten wahrgenommen.
 

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