Berlin (pag) – Die Zahl der Kinder, die infolge eines Suizidversuchs auf Intensivstationen behandelt werden mussten, ist während des zweiten Lockdowns deutlich in die Höhe geschnellt. Das berichtet der Leiter der Kinder-Intensivstation der Uniklinik Essen, Prof. Christian Dohna-Schwake in einem Videocast. Er bezieht sich auf eine noch unveröffentlichte Studie.

Im Rahmen der Untersuchung habe das Uniklinikum die Daten von 27 Kinder-Intensivstationen ausgewertet, berichtet Dohna-Schwake in einem Interview im Medizin-Videocast „19 – die Chefvisite“. Demnach seien zwischen Mitte März und Ende Mai 2021 deutschlandweit bis zu 500 Kinder nach Suizidversuchen intensivmedizinisch behandelt worden. Verglichen mit der Zeit vor Beginn der Corona-Pandemie habe sich die Zahl damit verdreifacht. Dieses Ausmaß habe ihn „überrascht“, erklärt Dohna-Schwake. Angesichts der Erfahrungen aus der Praxis hätten er und andere Kollegen im Vorfeld der Untersuchung einen Anstieg auf das Anderthalb- bis Zweifache für realistisch gehalten.

Bei der Suche nach möglichen Ursachen für diese Entwicklung verweist Dohna-Schwake unter anderem auf die seelischen Auswirkungen des zweiten Lockdowns. So hätten sich depressive Störungen, Angststörungen und auch Essstörungen unter den Kindern und Jugendlichen während dieser Zeit zum Teil verdoppelt oder verdreifacht. Anders als der erste Lockdown im Frühjahr 2020 habe sich der zweite zudem „hingezogen wie ein Kaugummi“. Dabei könnten sich auch die zeitweisen Schulschließungen negativ ausgewirkt haben. „Schule ist der Ort mit sozialen Kontakten und insofern ist das Offenhalten der Schulen sicherlich das A und O der präventiven Maßnahmen“, so Dohna-Schwake. Seine Empfehlung der Kultusminister laute daher, die Schulen offenzuhalten, „so lange das irgendwie geht“.

 

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