Mannheim (pag) – Bewusstsein schaffen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – das ist ein Kernanliegen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Herz- und Kreislaufforschung (DGK) auf ihrer 88. Jahrestagung. Es ist wohl bitter nötig. Denn Erkrankungen dieser Art sind weiterhin Todesursache Nummer 1 in der Bundesrepublik. Die Zeit sei reif für eine Nationale Herz-Kreislauf-Strategie, findet die DGK.

„Wenn Sie jedem Patienten, der einen Herzinfarkt hatte, gegen Grippe impfen, können Sie langfristig Mortalität senken“, nennt DGK-Präsident Prof. Stephan Baldus eine relativ niedrigschwellige Maßnahme. Aber nur bestenfalls 50 Prozent der Hochrisikopatienten seien gegen Influenza geschützt. Ein ebenfalls einfaches Mittel zur Eindämmung und Prävention wäre eine Vorsorgeuntersuchung in Form eines Herz-Kreislauf-Checks ab 50, für den sich die Gesellschaft stark macht. In dieser Hinsicht arbeitet sie an einem Pilotprojekt: Durch eine einfache Laboruntersuchung des Blutes könne der NT-proBNP-Wert bestimmt werden, der mit hoher Zuverlässigkeit darauf hinweise, ob Patienten an einer bisher unerkannten Herzinsuffizienz leiden.

Doch nicht nur Früherkennung soll mit einer Nationalen Strategie adressiert werden. In den Blick nimmt Baldus die intersektorale Patientenversorgung, die wiederum eine interdisziplinäre Zusammenarbeit voraussetze. Tagungspräsident Prof. Gerhard Hindricks bemängelt die seiner Meinung nach schwache Nutzung der Digitalisierung: „Über 90 Prozent aller digital verfügbaren Daten landen direkt in den Dateneimer.“ Datenschutz und die medizinische Nutzung digitaler Informationen müssten in ein besseres Gleichgewicht gebracht werden.

Auch die translationale Forschung ließe noch zu wünschen übrig, spricht Baldus einen weiteren wunden Punkt an. Dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung stünden beispielsweise nur 13 Prozent des Budgets zur Verfügung, mit dem das Deutsche Krebsforschungs-Zentrum ausgestattet sei.

 

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