Köln (pag) – Dramatische Berichte aus ihrem Arbeitsalltag schildern Pflegekräfte online im „Schwarzbuch Krankenhaus“. Nicht nur das Personal leide an der Unterbesetzung, auch die Patienten.

Beschäftigte der sechs Unikliniken in Nordrhein-Westfalen haben Erfahrungsberichte aus unterbesetzten Diensten in einem „Schwarzbuch Krankenhaus“ zusammengetragen. Damit wollen sie darauf aufmerksam machen, dass die Patientenversorgung und -sicherheit leide, wenn ständig in Unterbesetzung gearbeitet werde und wie belastend das für Pflegekräfte sei. „Über Personalmangel wird viel gesprochen. Aber über die gefährlichen bis tödlichen Konsequenzen von Unterbesetzung im Krankenhaus kaum“, erklärt Mitinitiatorin Anuschka Mucha, Intensivpflegekraft an der Uniklinik Köln.

Eine Auszubildende berichtet, dass sie einem COVID-Patienten durchs Fenster beim Sterben zusehen musste. Sie habe nicht in sein Zimmer gekonnt, um ihm Gesellschaft zu leisten, „weil wir unterbesetzt waren“. In einem Fall seien Ärztin und Pflegekraft nach dem Tod eines Kindes „völlig fertig und emotional ausgelaugt“ gewesen, man habe auf Station aber sofort wieder funktionieren müssen. „Als ich später weinend im Schwesternzimmer zusammenbrach, hatte keine andere Schwester auch nur eine Minute Zeit, mich zu trösten“, heißt es in dem Bericht. Für Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken oder den Toilettengang sei oft keine Zeit, schildert eine andere Pflegekraft. Die Texte wurden anonym verfasst.

Seit neun Wochen streiken die Pflegenden der Unikliniken in Bonn, Aachen, Köln, Düsseldorf, Essen und Münster unter dem Motto „Notruf NRW“. Sie fordern einen Entlastungstarifvertrag. Bisher gibt es noch keine Annäherung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Kürzlich hatte das Land zugesichert, entstehende Mehrkosten des Entlastungstarifvertrags zu übernehmen.

Das Schwarzbuch ist online verfügbar unter:
schwarzbuch-krankenhaus.net

 

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