Berlin (pag) – Die Kinder- und Jugendorthopädie muss gestärkt werden. Sie werde an Universitätskliniken nicht ausreichend angeboten, da die finanziellen Mittel zu gering angesetzt sind. Das kritisieren die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) anlässlich einer Umfrage.

© istockphoto.com, HRAUN
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„Kinder mit komplizierten Erkrankungen müssen im Extremfall mehr als ein Jahr auf einen OP-Termin warten“, sagt Prof. Andreas Halder, stellvertretender Präsident der DGOU sowie DGOOC-Präsident. Er fordert ein Finanzierungsmodell, das die Bedürfnisse von Kindern berücksichtigt und kostendeckend ist.

Der Umfrage zufolge sind die Kapazitäten für orthopädische Behandlungen von Kindern und Jugendlichen an Universitätskliniken sehr unterschiedlich, insgesamt aber zu niedrig. Das betreffe auch Spezialsprechstunden. Aktuell werden die Abteilungen eher heruntergefahren als ausgebaut. Die Fachgesellschaften sehen daher die hochwertige Versorgung gefährdet. Besonders kritisch sei die Situation bei Kindern mit komplizierten Erkrankungen wie jugendliches Rheuma oder seltene Skeletterkrankungen. Werde der ideale Zeitpunkt für einen Eingriff verpasst, könne dies „gravierende Folgen im späteren Leben mit nicht optimalen Ergebnissen, bleibenden Einschränkungen und Behinderungen sowie höheren Folgekosten“ haben, warnt Prof. Dietmar Pennig, DGOU.

Die Abrechnung nach Fallpauschalen spiegele in der Kinderorthopädie nicht die tatsächlichen Kosten wider, kritisieren die Ärzte. Eine Klinik erhalte für die Behandlung eines Kindes meist genau so viel Geld wie für einen Erwachsenen, obwohl sie aufwändiger und damit teurer ist. Die Behandlung erfordere mehr Personal sowie Zeit für Zuwendung und Gespräche. Zudem sei das OP-Material wesentlich teurer, da es nur in kleiner Stückzahl benötigt wird. „Unser ökonomisch dominiertes Gesundheitswesen belastet die Kinderorthopädie besonders stark“, sagt Prof. Anna Hell, Präsidentin der Vereinigung für Kinderorthopädie. Der Kostendruck führe auch dazu, dass die Behandlung nicht im Sinne einer Spezialisierung gebündelt wird, sondern von vielen Häusern miterledigt wird.

 

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