Berlin (pag) – Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach will das Problem von Lieferengpässen bei Arzneimitteln angehen. Der Marburger Bund (MB) begrüßt diese Pläne.

Bei Generika habe man es „mit der Ökonomie zu weit getrieben“, sagt Lauterbach auf einer Pressekonferenz. Darum sollen das Rabattvertragssystem sowie das europäische Vergaberecht reformiert werden. Sein Haus erhofft sich dadurch, dass Krankenkassen zukünftig auch das Kriterium der Liefersicherheit bei den Rabattverträgen mit einbeziehen können, außerdem soll der Bezug von Rohstoffen aus verschiedenen Regionen gefördert werden. Noch vor Weihnachten sollen die Eckpunkte zu einem „Generikagesetz“ vorgestellt werden.

Dr. Susanne Johna, Vorsitzende des Marburger Bundes © pag, Fiolka
Dr. Susanne Johna, Vorsitzende des
Marburger Bundes © pag, Fiolka

Ähnliche Forderungen hatte zuvor die MB-Vorsitzende Dr. Susanne Johna geäußert. Eine „stärkere Rückverlagerung der Produktion wichtiger Arzneimittel nach Europa“ sei notwendig. Die Produktion müsse diversifiziert werden. Abhängigkeiten von einzelnen Standorten in China oder Indien könne man sich nicht mehr leisten, so Johna.

Die starke Abhängigkeit der deutschen Arzneimittelproduktion von China ist auch Thema beim „Berliner Dialog“ von Pro Generika. Dort wird eine Parallele zur Abhängigkeit von russischem Gas gezogen. Die geo- und wirtschaftspolitischen Risiken seien in den letzten Jahren massiv gewachsen, warnt Dr. Tim Rühlig. Der Experte der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik hält eine militärische Auseinandersetzung Chinas mit Taiwan für nicht unwahrscheinlich. Diese könne schneller kommen als viele derzeit glaubten. Eine Reduzierung der eigenen Abhängigkeit von der Volksrepublik sei deshalb politisch geboten – vor allem durch mehr Diversifizierung und eine größere unternehmerische Risikostreuung, argumentiert Rühlig.

Aufgrund des Kostendrucks habe sich die Produktion in den letzten Jahren nach Fernost verlagert, erläutert Peter Stenico, Vorstandsvorsitzender von Pro Generika. Ein weiterer Grund seien gezielte Maßnahmen des chinesischen Staates, die Arzneimittelproduktion auszubauen. Zwar wüssten die Unternehmen, dass es besser sei, bei einem Produkt nicht von einem einzigen Lieferanten abhängig zu sein. Das System lasse Diversifizierung aber teilweise gar nicht zu. Das könne sich nur ändern, wenn der Preis nicht länger das einzige Entscheidungskriterium sei. Stenico warnt auch: „Wenn sich die chinesische Haltung gegenüber Taiwan ändert, wird sehr schnell Panik in das System kommen.“ Die Abhängigkeiten von China bei verschiedenen Lieferketten werde dann rasch offenbar werden.

 

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