Berlin (pag) – Die fast ausschließliche Krankenhausfinanzierung durch DRGs soll der Vergangenheit angehören. Sie werden in einem Zwei-Säulen-Modell künftig durch Vorhalteanteile ergänzt. Das schlägt die Krankenhaus-Regierungskommission zusammen mit Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) in der Bundespressekonferenz vor.

Der Plan: Deutschlands Krankenhäuser werden in drei Level – Grundversorgung, Regel- und Schwerpunktversorgung und Maximalversorgung (inklusive Universitätsmedizin) – eingeteilt und 128 Leistungsgruppen mit Strukturvorgaben und detaillierten Definitionen festgeschrieben. Für die schwer planbaren Leistungsgruppen der Intensivmedizin, der Notfallmedizin, Geburtshilfe und Neonatologie gilt ein 60-prozentiger Vorhalteanteil, für alle übrigen Leistungsgruppen 40 Prozent – jeweils inklusive Pflegebudget.

Eine besondere Rolle misst die Kommission den Häusern der Grundversorgung (Level 1) bei, die sie noch einmal in Einrichtungen mit Notfallstufe (n) und in Häuser für die integrierte ambulant/stationäre Versorgung (i) einteilen. In letzteren dürften auch Pflegekräfte die Leitung übernehmen. Diese Häuser sollen tatsächlich „vollständig aus dem DRG-System herausgelöst werden“, kündigt Kommissionsleiter Prof. Tom Bschor an. Stattdessen werden sie durch Tagespauschalen finanziert, so die Idee.

V.l. Prof. Tom Bschor, Irmtraud Gürkan, Prof. Christian Karagiannidis © pag, Fiolka
V.l. Prof. Tom Bschor, Irmtraud Gürkan,
Prof. Christian Karagiannidis © pag, Fiolka

Bschor hält den vorgeschlagenen Paradigmenwechsel für dringend notwendig. „Die Krankenhausversorgung wird mit gravierenden Konsequenzen kollabieren, wenn wir jetzt nicht grundlegend reformieren.“ Lauterbach spricht gar von einer notwendigen „Revolution im System“. Seine große Hoffnung ist, dass ökonomische Aspekte bei der Krankenhausbehandlung „keine tragende Rolle mehr spielen“. Ganz ohne werde es aber nicht gehen. „Wir warnen davor, dass man die Vorhaltung zu hoch setzt“, sagt Kommissionsmitglied und Intensivmediziner Prof. Christian Karagiannidis.

„Grundsätzlich richtige Gedanken zur Novellierung der Finanzierung“, erkennt Dr. Gerald Gaß, Vorstandschef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Er wünscht sich aber eine Reform aus einem Guss und prophezeit Konflikte mit den Ländern. In Bayern wetzt der dortige Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) bereits die Messer und bläst zur Konterrevolution. „Die Regierungskommission und mit ihr Herr Lauterbach schlagen ein zentral gesteuertes, quasi-planwirtschaftliches und hochtheoretisches System vor, das sehr rasch zu einer massiven Konzentration der stationären Versorgungsangebote führen würde“, klagt er.

 

Haftungsausschluss: Der Inhalt dieses Artikels wird bereitgestellt von der Presseagentur Gesundheit (pag) und spiegelt nicht zwingend die Meinung des BDA wider. © Presseagentur Gesundheit GmbH