Berlin (pag) – Eine Schwangerschaft führt bei vielen Ärztinnen zu einem Beschäftigungsverbot. In der Folge verzögert sich ihre Ausbildung und ihre Karriere wird behindert. Das zeigt eine Umfrage von sechs medizinischen Verbänden mit 4.700 Teilnehmerinnen.

56 Prozent der Ärztinnen haben demnach Bedenken, ihre Schwangerschaft dem Arbeitgeber zu melden. Sie befürchten Einschränkungen bei der Weiterbildung, ein Verbot von Operationen oder sonstige Tätigkeitsverbote. Die Arbeitgeber kommen häufig ihrer Verpflichtung aus dem Mutterschutzgesetz nicht nach, für jede Tätigkeit die Gefährdungen zu beurteilen. Bei 40 Prozent der Schwangeren haben laut Umfrage keine allgemeinen Gefährdungsbeurteilungen stattgefunden.

Wenn es zu diesen Beurteilungen kam, leitete sich daraus in den zurückliegenden zwei Jahren der Pandemie in der Hälfte der Fälle ein betriebliches Beschäftigungsverbot ab und in einem Drittel eine Einschränkung der ärztlichen Tätigkeit, zum Beispiel keine Operationen. „Oftmals machen sich die Arbeitgeber nicht die Mühe, genauer zu ermitteln, wie und in welchem Umfang eine Weiterarbeit während der Schwangerschaft möglich sein kann“, kritisiert Dr. Susanne Johna, Vorsitzende des Marburger Bundes in einem Pressegespräch. „Stattdessen werden Kolleginnen, die arbeiten wollen, Steine in den Weg gelegt.“

Mehr als die Hälfte der Ärztinnen, die in den Jahren 2016 bis 2019 schwanger waren, wurden in ihrer weiteren Karriere behindert. Die Facharztprüfung müsse nach hinten verschoben werden, weitere Folgen „sind die spätere Option für oberärztliche oder chefärztliche Stellen oder die spätere Option sich niederzulassen“, sagt Dr. Christiane Groß, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes. In der Corona-Pandemie stieg der Anteil derer, die sich in ihrer Karriere zurückgeworfen sehen, sogar auf 66 Prozent.

Das Problem sei nicht das Mutterschutzgesetz an sich, betont Dr. Maya Niethard, Projektleiterin der Initiative Operieren in der Schwangerschaft, „sondern eine Verflechtung von vielen unterschiedlichen Problemen im Gesundheitswesen“, wie dünne Personaldecken und Fachkräftemangel.

Weitere Informationen zu den Ergebnissen der Umfrage finden Sie online unter:
www.marburger-bund.de/bundesverband/pressemitteilung/karriereknick-durch-schwangerschaft-junge-aerztinnen-unter-druck

 

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