Berlin (pag) – Kommt die Reform der Notfallversorgung, wie von der Krankenhaus-Regierungskommission empfohlen, müssten täglich 600 Arztpraxen geschlossen bleiben. Das hat zumindest das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) in einer Auswirkungsanalyse ermittelt.

Der Vorschlag der Regierungskommission sieht vor, dass Notaufnahmen der Krankenhäuser durch Bereitschaftspraxen der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) in den Integrierten Notfallzentren (INZ) unterstützt werden. In Häusern der Notfallstufe 3 müssten die KV-Einrichtungen sogar rund um die Uhr besetzt sein, in Häusern der Notfallstufe 2 werktags von 14 bis 22 Uhr und am Wochenende von 9 bis 21 Uhr. Da Niedergelassene zu den Diensten in Bereitschaftspraxen und zu Ruhezeiten verpflichtet wären, müssten sich dann laut Zi pro Tag etwa 600 Vertragsarztpraxen von der Versorgung abmelden.

Das würde eine Art Teufelskreis in Gang setzen, folgt man der Zi-Analyse. Demnach könnten vier Millionen Patientenkontakte nicht mehr stattfinden. Ein gewisser Anteil der Betroffenen würde dann voraussichtlich die Notfallversorgung aufsuchen. An den INZ würden aber weniger Patienten pro Stunde behandelt als im regulären Praxisbetrieb. „Geht man davon aus, dass an künftigen INZ in etwa die gleichen Fallzahlen pro Stunde ambulant behandelt werden wie heute, wäre dort mit rund einer Million zusätzlichen Patientenkontakten zu rechnen“, so das Zi. „Rechnerisch bleiben somit rund drei Millionen Patientenkontakte, die entweder in anderen Praxen versorgt werden müssten oder zusätzlich in die Notfallversorgung drängen und dort wieder eine Überlastung hervorrufen.“

Zi-Vorstandsvorsitzender Dr. Dominik von Stillfried warnt vor einem „Sogeffekt weg von der Regelversorgung hin zur Notfallversorgung“. Seine Forderung: „Die anstehende Reform darf den Zugang zur Notfallversorgung nicht so regeln, dass Patientinnen und Patienten die Notfall- gegenüber der Regelversorgung vorziehen.“

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