Berlin (pag) – Die Zahl der nosokomialen Infektionen lag im Pandemie-Jahr 2020 laut Krankenhausreport der Barmer über dem Durchschnitt der Vorjahre. Der Krankenversicherer fordert deshalb die Durchsetzung eines Vier-Punkte-Plans für bessere Hygiene in Kliniken.

Laut dem Report sind jedes Jahr rund 600.000 Menschen von einer Krankenhausinfektion betroffen, etwa 15.000 versterben daran. Und das obwohl viele der Ansteckungen „grundsätzlich vermeidbar“ seien, wie Barmer-Vorstandsvorsitzender Prof. Christoph Straub betont. Studien bezifferten das Reduzierungs-Potenzial auf rund ein Drittel.

Allerdings: Während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 hat sich die Situation weiter verschlechtert. Das erläutert Report-Autor Prof. Boris Augurzky, Leiter des Kompetenzbereichs Gesundheit am RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Allein zwischen März und Dezember des vergangenen Jahres seien etwa 34.000 zusätzliche Infektionen sowie 600 bis 1.300 zusätzliche Todesfälle aufgetreten, trotz strengerer Hygienevorschriften und eingeschränkter Besuchsmöglichkeiten. Besonders deutlich fiel der Anstieg in den letzten Monaten des Jahres aus. Zu dieser Zeit gab es Augurzky zufolge rund 17,5 Prozent mehr Krankenhausinfektionen als in den Jahren zuvor. Während der ersten Pandemie-Welle im Frühjahr lag das Plus bereits bei knapp zehn Prozent. Augurzky führt die höheren Ansteckungszahlen in erster Linie auf die „starke psychische und physische Belastung des Krankenhaus-Personals“ und damit verbundene Mängel zurück. Für Barmer-Chef Straub ist die Bilanz zugleich ein Beleg für strukturelle Probleme. Er sagt: „Wenn das System unter Last kommt, ist es nicht ausreichend robust, um solche Infektionen zu verhindern.“

Um Ansteckungen im Krankenhausumfeld zukünftig zu reduzieren, brauche es deshalb einen „Masterplan Krankenhaus-Hygiene“, so Straub. Inhalte dieses Masterplans sollten eine verlässlichere Datengrundlage, verpflichtende Mindestanforderungen für Krankenhäuser und eine stärkere Verankerung des Themas in der Aus-, Fort- und Weiterbildung sein. Außerdem müssten Kliniken mehr Hygienefachpersonal beschäftigen.

Haftungsausschluss: Der Inhalt dieses Artikels wird bereitgestellt von der Presseagentur Gesundheit (pag) und spiegelt nicht zwingend die Meinung des BDA wider. © Presseagentur Gesundheit GmbH