Berlin (pag) – In der öffentlichen Anhörung im Gesundheitsausschuss zum Krankenhaustransparenzgesetz stellen sich viele Sachverständige hinter das geplante Qualitätsportal, weisen aber auf Mängel hin. Die Selbstverwaltung befürchtet eine Patientengefährdung, wenn das Bundesgesundheitsministerium (BMG) für sein Portal künftig direkt auf das Institut für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) zugreifen kann.

Prof. Josef Hecken, G-BA © pag, Fiolka
Prof. Josef Hecken, G-BA © pag, Fiolka
 

„Das wird sehr kurzfristig zu schweren Kollateralschäden führen“, orakelt der unparteiische Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) Prof. Josef Hecken. Denn schon jetzt habe das IQTIG Probleme, die Aufgaben des G-BA fristgerecht zu erfüllen wie etwa die Entwicklung risikoadjustierter Indikatoren, die für die Messung der Behandlungsqualität in Krankenhäusern zugrunde gelegt würden. Wenn das IQTIG dem nicht mehr vollumfänglich nachkommen könne, weil es dann hauptsächlich für das Portal zuständig ist, befürchtet Hecken „am Ende des Tages“ eine Patientengefährdung. Ferner stört ihn, dass das IQTIG diese neue Hauptaufgabe aus Bordmitteln wuppen soll.
Dr. Christian Deindl vom Aktionsbündnis für Patientensicherheit macht Lücken im geplanten Portal aus. „Ich bitte darum, dass die Patientenbefragung Teil des Gesetzentwurfs wird“, regt er an. Auch Christian Günster vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) weist auf ein Versäumnis bei der bisherigen Ausgestaltung des Gesetzentwurfs hin. „Es gibt eine ganze Reihe von qualitativ hochwertigen Zertifizierungen durch medizinische Fachgesellschaften mit nachgewiesenem Einfluss auf Versorgungsverbesserung.“ Als Beispiel nennt er die Zertifizierung von onkologischen Zentren durch die Deutsche Krebsgesellschaft. Er wünscht sich, dass auch diese und andere im Krankenhaus-Qualitätsatlas berücksichtigt werden.
Unterdessen befürchtet Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft, eine „Fehlsteuerung“ durch ein solches Portal. Diesen Verdacht äußert auch der Marburger Bund: Die Stufen könnten zu der falschen Schlussfolgerung führen, wonach für alle Erkrankungen die beste Versorgung in Level-3-Krankenhäusern zu finden sei.

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