Berlin (pag) – Zwischen der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und ärztlichen Verbänden ist ein handfester Streit über die Reform des Medizinstudiums ausgebrochen. Diese will die AWMF aufgeben. Mit der Forderung erntet sie scharfe Kritik aus den eigenen Reihen.

Die Reform des Medizinstudiums auf Basis der geplanten neuen Ärztlichen Approbationsordnung (ÄApprO) sollte beerdigt werden, fordert die AWMF in einer Pressemitteilung. Der Prozess binde zu viele finanzielle und zeitliche Ressourcen. Die Reform sei an vielen Standorten nicht vollzogen worden, weil man auf die Novelle der ÄApprO gewartet hätte.

Prof. Rolf-Detlef Treede, AWMF- Präsident © pag, Fiolka
Prof. Rolf-Detlef Treede, AWMF-
Präsident © pag, Fiolka
 

Diese lässt aber auf sich warten, der aktuelle Entwurf aus dem Bundesgesundheitsministerium wurde bisher noch nicht im Bundeskabinett behandelt. Bund und Länder streiten sich um die Finanzierung. „Schon auf der Basis der aktuell gültigen Ärztlichen Approbationsordnung können aber viele Forderungen des Masterplans 2020 unmittelbar umgesetzt werden“, meint AWMF-Präsident Prof. Rolf-Detlef Treede.
Die AWMF beteuert, dass ihr Ratschlag, „nach eingehender und wiederholter Beratung mit den ihr angehörenden Fachgesellschaften, intensiver Befassung in ihrer zuständigen Kommission und zahlreichen Dialogen mit weiteren Akteuren“ getroffen worden sei. Das weist die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), selbst AWMF-Mitglied, zurück. Sie steht hinter der Reform. „Die Forderung ist inhaltlich und auch vom gesamten Vorgehen her inakzeptabel. Die Zusammenarbeit mit der AWMF wird damit empfindlich gestört.“
Auch der Hausärztinnen- und Hausärzteverband, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen und die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland geißeln den AWMF-Vorstoß in einem offenen Brief als „falsch und verantwortungslos“. Sie meinen außerdem: „Es ist aus unserer Sicht unzweifelhaft, dass eine Reform der Ärztlichen Approbationsordnung zwingend notwendig ist, um das Medizinstudium zu modernisieren und gleichzeitig dafür Sorge zu tragen, dass auch zukünftig eine flächendeckende und qualitativ hochwertige primärärztliche Versorgung sichergestellt werden kann.“

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