30.11.2021

Seit Jahr und Tag übernehmen unsere Teams auf den Intensivstationen in Berlin und Brandenburg die
Versorgung der Kränkesten der Kranken mit unermüdlichem Einsatz auf höchstem medizinischem Niveau. Dazu
sind und fühlen wir uns verpflichtet und werden auch weiterhin alles dafür tun, diesen Anspruch, den Sie und
wir selbst an uns stellen, zu erfüllen.

Doch die aktuelle Lage der außer Kontrolle geratenen Corona-Pandemie wird das absehbar schon sehr bald
nicht mehr zulassen. Schon jetzt müssen Operationen um Tage oder manchmal eine Woche verschoben
werden, andere Eingriffe auch länger. Die Priorisierung planbarer Eingriffe nach medizinischer Dringlichkeit ist
bereits unsere tägliche Realität - und die von vielen kranken Menschen in der Region.

In den nächsten Wochen wird eine weiter anwachsende Zahl von Patientinnen und Patienten mit Covid-19 auf
unseren Intensivstationen, zusätzlich zu allen anderen Schwerstkranken versorgt werden müssen. Das wird nur
noch dadurch gelingen, dass die Teams der Intensivstationen bei gleicher Besetzung eine immer größer
werdende Patientenzahl betreut – und das muss zwangsläufig zu einer Verminderung der Qualität führen.
Wo also bisher 6 Intensivpatienten von 3 Pflegekräften und einem Arzt betreut wurden, werden es dann bald
deutlich mehr sein müssen, will man verhindern, dass manchen Bedürftigen eine Intensivtherapie schlicht
versagt wird.

Benötigt jemand beispielsweise eine Schmerztherapie, oder die Lunge muss von Schleim abgesaugt werden
oder jemand soll eine Lagerungstherapie erhalten, wird das dann ggf. hinausgeschoben werden müssen, wenn
zunächst anderweitig lebensrettende Maßnahmen anstehen.

Auch in der Notversorgung von Opfern schwerer Unfälle kann wichtige Zeit dadurch verloren gehen, dass
Rettungswagen und Notärzte nicht mehr einfach die nächstgelegene Klinik anfahren können, sondern längere
Wege für das nächste freie Intensivbett in Kauf nehmen müssen.
Wir halten also fest:

 

  • Durch die weiter ungebrochen auflaufende 4. Pandemiewelle werden auf den Intensivstationen in
    Berlin und Brandenburg die Patientensicherheit sowie das Ergebnis intensivmedizinischer
    Behandlungen nicht mehr lange auf dem heutigen Niveau aufrechterhalten werden können.
  • Dies trifft auf alle Intensivpatientinnen und Intensivpatienten gleichermaßen zu – unabhängig davon,
    aus welchem medizinischen Grund sie sich auf einer Intensivstation befinden.
  • Wir, die Berliner und Brandenburger Intensivmediziner, sehen uns aktuell dazu gezwungen, auf diese
    Situation aufmerksam zu machen.
  • Diese Situation kann aber auch jetzt noch durch sofortiges Handeln in ihrem Ausmaß abgemildert
    werden.


So wie wir seitens der Intensivmedizin alles dafür tun werden, Ihnen die beste intensivmedizinische Versorgung
zu bieten, die in unseren Kräften steht, fordern wir daher die gesamte Bevölkerung genauso wie alle
Entscheidungsträger auf:

  • Übernehmen Sie Verantwortung: Tun Sie alles, was in Ihrer persönlichen Macht steht, um die 4.
    Pandemiewelle zu brechen! Schränken Sie Ihre Kontakte auf ein Minimum ein! Lassen Sie sich Impfen
    und Boostern! Tragen Sie eine FFP2-Maske!
  • Vermeiden Sie alles, wodurch Sie auf eine Intensivstation kommen könnten!
  • Im Ernstfall: Zögern Sie aber bitte dennoch nicht, in medizinischen Notsituationen bei den
    niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen bzw. den Kliniken Ihrer Region um Hilfe zu bitten!

Unser Appell geht auch an die Entscheidungsträger in Politik und im Gesundheitswesen:

  • Treffen Sie die erforderlichen Entscheidungen – sofort, ohne weiteren zeitlichen Verzug!


Berlin/Brandenburg, den 30.11.2021