Berlin (pag) – Bei der intersektoralen Versorgung muss nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin (DGTelemed) endlich der Turbo gezündet werden. Die Frage ist nur: Wer muss jetzt die Bremse lösen und aufs Gaspedal treten?

 

Fachkongress Telemedizin digital © pag
Fachkongress Telemedizin digital © pag

Dass es im deutschen Gesundheitssystem, wo unter normalen Umständen oft jahrelang über Neuerungen diskutiert wird, Beschlüsse auch im Schnelltempo möglich sind, zeigt die jüngst verabschiedete Zentren-Vergütung in intensivmedizinischen digital-gestützten Versorgungsnetzwerken (IDV). Nur eine Woche, berichtet Prof. Josef Hecken, unparteiischer Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), auf dem 11. Nationalen Fachkongress Telemedizin nicht ohne Stolz, habe das Gremium von der Aufnahme der Beratungen bis zur Beschlussfassung in Sachen IDV gebraucht. Die Zuschläge seien unter anderem deswegen so schnell aufs Gleis gesetzt worden, weil auch die Fachgesellschaften gute Vorarbeit geleistet hätten, so Hecken. Das könnte ein „Stimulus“ für künftige Aufgaben und Diskussionen werden. Bislang aber, gesteht Hecken zu, bestehen in Deutschland über den Nutzen intersektoraler Vernetzung und den Einsatz von Telemedizin darin keine Erkenntnis-, sondern Umsetzungsprobleme.

Dass Kassenärztliche Vereinigungen, Krankenkassen und Krankenhausgesellschaften sich schnell auf Rahmenbedingungen für mehr Interprofessionalität und sektorübergreifendes Versorgen einigen werden, das glaubt Staatssekretär und Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung Andreas Westerfellhaus ganz „unsensibel“ nicht. „Wir brauchen Vorgaben, wohin sich ein System entwickelt“, „mutiges Handeln“, einen „echten Paradigmenwechsel“, „politische Führung und Entschlossenheit“, so Westerfellhaus. Einen „Bund-Länder-Pakt für morderne Versorgungsstrukturen“ schlägt Ulrike Elsner vom Verband der Ersatzkassen vor. Vielleicht werde die angespannte Finanzlage nach der Pandemie „den einen oder anderen aus der Komfortzone herausreißen“. Lutz Stroppe vom Expertenrat des Virtuellen Krankenhauses in Nordrhein-Westfalen schlägt eine Ausweitung der Fast-Track-Beschlüsse im GBA sowie eine Verbreiterung der Bänke in den G-BA-Beschlussgremien vor. Die Länder und Pflegeberufe säßen dort am Katzentisch.

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