Berlin (pag) – Das Ausmaß, in dem der Klimawandel eine Bedrohung für die Gesundheit darstellt, wird unterschätzt. Auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) mahnt Moderator Dr. Eckart von Hirschhausen bei der Aufklärung zu klimabedingten Gesundheitsgefahren eine aktivere Rolle der Gesundheitsberufe an.

Das hohe Vertrauen, das Gesundheitsberufe genießen, müsse in der öffentlichen Meinungsbildung strategischer genutzt werden, findet von Hirschhausen. Sylvia Hartmann von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit stimmt ihm zu: Sie sieht Ärzte als „Influencer im analogen Sinn“. Die Medizinethikerin Prof. Verina Wild, Universität Augsburg, unterstreicht bei der DGIM-Pressekonferenz, dass sich Ärzteschaft und individuelle Ärzte verstärkt mit dem Klimawandel und seinen Auswirkungen auf Gesundheit beschäftigen müssten. Um der ärztlichen Verantwortung gerecht zu werden, seien Public-Health-ethische Dimensionen in das ärztliche Ethos zu integrieren.

Von Hirschhausen betont, dass die größte Gesundheitsbedrohung des 21. Jahrhunderts die Klimakrise sei. Bisher werde diese aber meist als abstraktes physikalisches Ereignis dargestellt. „Corona ist nicht vom Himmel gefallen, sondern Konsequenz unseres Umgangs mit der Natur.“

Für Prof. Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts, sind Menschen sowohl Verursacher als auch Treiber der COVID-19-Pandemie: Sie dringen in exotische Umwelten ein, reduzieren die Biodiversität, verdichten Ballungsräume, verschmutzen die Luft und globalisieren den Handel von Waren sowie die Mobilität von Menschen. „Dies alles erhöht die Wahrscheinlichkeit der Ausbreitung infektiöser Atemwegserkrankungen.“ Das gelte auch für den Klimawandel. Dieser sei eine der größten Bedrohungen für die Gesundheit. Zu den gesundheitlichen Gefahren des Klimawandels zählt Wieler unter anderem Hitzebelastung, Verletzungen und Todesfälle infolge von Extremereignissen, UV-bedingte Gesundheitsschädigungen wie Hautkrebs, sowie Verbreitung und Abundanzveränderung von möglichen Vektoren. „Ärzte und Ärztinnen werden zunehmend differentialdiagnostisch Krankheiten in Erwägung ziehen, die wir bisher eher nur aus der Reisemedizin kennen.“

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