Berlin (pag) – Das Thema Impfen steht im Fokus wie nie zuvor, doch die Impfkampagne gegen COVID-19 ist in Stocken geraten. Auf der Veranstaltung „Impfen – vom Mauerblümchen zum Heilsbringer“ von Gerechte Gesundheit diskutieren Experten zum Thema.

Laut Prof. Eberhard Hildt vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hätten drei Faktoren maßgeblich dazu beigetragen, die Entwicklung der neuen Impfstoffe zu beschleunigen: die frühzeitige regulatorische Beratung der Firmen mit dem PEI, die Akzeptanz des Rolling Review Prozesses für klinische Studien und internationale Harmonisierung von Studien. Die Entscheidungen für die laufende Impfkampagne basieren hauptsächlich auf Real World Data aus Israel, die laut Hildt „sehr, sehr hilfreich“ ist. Aus Deutschland gäbe es klinische Studien, die aber groß genug seien, um daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Er betont: „Wir gehen nicht blind in die Zukunft, wir treffen evidenzbasierte Entscheidungen.“

Die Zahlen seien zu Beginn der Impfkampagne sehr gut erfasst gewesen, wirft Prof. Rüdiger von Kries von der Ständigen Impfkommission (STIKO) ein. Doch als die Impfungen in die Praxis verlagert wurden, sei die Datenerhebung schlechter geworden. „Da gibt es sicherlich Handlungsbedarf und man würde sich wünschen, dass die Politik da auch langfristige Strukturen etabliert.“ Vonseiten der Politik wurde in letzter Zeit viel Druck auf die STIKO ausgeübt. „Es scheint diesen Herren das Vertrauen in legitimierte Strukturen egal zu sein“, bemängelt der Mediziner.

„Impfbereitschaft führt nicht immer zur Impfung“, berichtet Philipp Sprengholz von der Universität Erfurt. Grund dafür seien Barrieren wie Arbeitszeiten, kein fester Hausarzt oder Sprachschwierigkeiten. Der Psychologe plädiert darum dafür, zunächst Barrieren abzubauen und aufzuklären und erst danach mit positiven oder negativen Anreizen zu werben.

Dass die Niedergelassenen nicht von Anfang an in die Impfkampagne eingebunden waren, bemängelt Hausärztin Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth. „Wir haben am Anfang nur zugeschaut.“ Problematisch seien die überbordende Bürokratie und schlechte Kommunikation gewesen. Auch die „fehlende Digitalisierung und Praxisferne der Entscheider“ hätten den Rollout behindert.

 

Haftungsausschluss: Der Inhalt dieses Artikels wird bereitgestellt von der Presseagentur Gesundheit (pag) und spiegelt nicht zwingend die Meinung des BDA wider. © Presseagentur Gesundheit GmbH