Köln (pag) – Die Corona-Pandemie hat die schwierige Finanzlage vieler Kliniken verschärft – und könnte sich langfristig auf die Patientenzahlen auswirken. Auf dem Gesundheitskongress des Westens diskutieren Experten über die Frage, wie die Lösung für diese Probleme aussehen könnte.

Dr. Karl Blum, Vorstand des Deutschen Krankenhausinstituts
Dr. Karl Blum ©pag, Fiolka
 

Bereits seit Einführung des DRG-Systems schrieben viele Krankenhäuser regelmäßig Defizite, berichtet Dr. Karl Blum, Vorstand des Deutschen Krankenhausinstituts, das das jährliche Krankenhaus Barometer veröffentlicht. Zu den wichtigsten Gründen dafür zähle, dass die öffentliche Hand nur rund die Hälfte der Investitionen trage, pro Jahr müssten Kliniken deshalb zwischen drei und vier Milliarden Euro aus Betriebsmitteln zuschießen. Hinzu kämen Vorhaltekosten und eine nicht auskömmlich finanzierte Notfallversorgung. Neben der Behebung dieser Probleme sieht Blum Potenzial vor allem beim Ausbau integrierter Versorgungsformen. Die weitere Öffnung der Krankenhäuser sei daher ein wichtiger Baustein für die Neuausrichtung der Versorgung. Die bundesweit hohe Krankenhausdichte wertet Blum dabei als Vorteil. Ganz anders Gesundheitsökonom Prof. Reinhard Busse von der TU Berlin, der sagt: „20 Prozent der stationären Kapazitäten müssen vom Markt genommen werden.“ Als Grund führt er die zuletzt deutlich sinkenden Fallzahlen an. Gegenüber 2019 betrage der auch durch Corona bedingte Rückgang mittlerweile 20 Prozent. Und für Busse ist klar: „Die Patienten kommen nicht wieder.“ Weggefallen seien vor allem die ambulant-sensitiven Fälle, die ebenso von niedergelassenen Ärzten behandelt werden können. Für die Kliniken müsse künftig der Grundsatz „Qualität vor Nähe“ gelten. Derzeit würden zu viele Patienten in Häusern ohne adäquate Ausstattung und ausreichend Personal behandelt. Busse plädiert dafür, Ressourcen umzuschichten, um vor allem an größeren Standorten dauerhaft genügend Personal vorzuhalten und die Behandlungsqualität zu steigern. Blum hält dagegen und spricht sich gegen weitreichende Schließungen aus: „Wir brauchen ein abgestuftes Versorgungssystem.“ Entscheidend sei vor allem die Patientensteuerung, eine grundlegende Umstrukturierung lehnt er ab.

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