Berlin (pag) – Mit Blick auf die anstehenden Wahlen lassen die Delegierten des Deutschen Hausärztetages nicht nur das vergangene Jahr Revue passieren, sondern rechnen auch mit der Politik ab. Kein gutes Zeugnis stellen die Mediziner den Bundesländern in Sachen Approbationsordnung aus.

Bezeichnend sei, dass der Masterplan Medizinstudium 2020 auch vier Jahre nach seiner Verabschiedung immer noch nicht umgesetzt ist, betont der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, auf einer Pressekonferenz in Berlin. Die Kultus- und Wissenschaftsminister der Länder hätten sich diesbezüglich von den Universitäten instrumentalisieren lassen und unrealistische Kostenschätzungen vorgelegt. Mit diesen Informationen hätten sie dann die Ministerpräsidenten verunsichert, die die Novelle deutlich reduziert hätten. Die universitäre Ausbildung sei ein entscheidender Schritt, um die hausärztliche Versorgung auch in Zukunft sicherstellen zu können. Ärzte würden den Beruf nur wählen, wenn sie ihn während der Ausbildung kennenlernen könnten.

Um die stockende Impfquote voranzubringen, plädieren die Hausärzte dafür, positive Anreize zu finden und die Leute vor Ort abzuholen. „Mit Druck zu drangsalieren hilft nicht“, sagt Weigeldt. Seine Kollegin Dr. Barbara Römer, Vorstandvorsitzende des Hausärzteverbands Rheinland-Pfalz, fügt hinzu: „Die Menschen, die gar nicht geimpft werden wollen, kommen nicht in die Praxis.“ Für Impfskeptiker müssten die Praxen einen immensen Beratungsaufwand betreiben, der refinanziert werden müsse.

Römer berichtet, dass die Praxen in ihrer Heimat diesen Sommer, nach 15 Monaten Corona, endlich das Gefühl hatten, eine Atempause zu bekommen, als sie von der Flut überrascht wurden. „Corona war ein Kindergeburtstag dagegen“, zitiert sie ihren Kollegen im Ahrtal. Es gab viele Tote und Verletzte, die von den Ärzten vor Ort versorgt wurden. Dazu hätten diese Behelfspraxen in ihren Wohnhäusern oder Schulen eingerichtet. „Die ambulante Versorgung im Ahrtal ist nicht zusammengebrochen“, betont Römer.

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