Berlin (pag) – Trotz Impfungen könnten die Intensivstationen diesen Winter wieder in eine ähnliche Situation wie in der zweiten und dritten Pandemiewelle kommen, warnt die Deutsche interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) auf einer Pressekonferenz.

© iStock.com, Tempura
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Laut DIVI-Präsident Prof. Gernot Marx ist die aktuelle Situation „sehr besorgniserregend“ und „nicht unter Kontrolle“. Derzeit werden etwa 3.670 COVID-19-Patienten auf Intensivstationen versorgt, allein vergangene Woche sind 1.200 hinzugekommen. In Bayern, Thüringen, Sachsen und einigen Ballungszentren müssten bereits Patienten verlegt und planbare Operationen verschoben werden.

Die Entwicklung sei „quasi identisch“ zu der im letzten Herbst und treffe die Krankenhäuser besonders hart, da 4.000 Intensivbetten weniger zur Verfügung stehen. Die Zahl der betreibbaren Beatmungsbetten ist laut Prof. Christian Karagiannidis, wissenschaftlicher Leiter des DIVI-Intensivregisters, innerhalb eines Jahres von 12.000 auf 9.000 abgefallen. „Das ist die Konsequenz aus dem Personalmangel, den wir auch schon vor Corona hatten und der durch Corona nochmal mehr geworden ist.“

Da es in diesem Jahr eine höhere Impfquote als in den vergangenen Wellen gebe, könne man sich eine höhere Inzidenz erlauben, sagt Andreas Schuppert, Modellierer bei der DIVI. Allerdings sei dieser Impfbonus „eigentlich schon ausgeschöpft“. Bei einer Inzidenz zwischen 300 und 400 kämen die Krankenhäuser bei den derzeitigen Impfquoten wieder in eine Situation wie in der zweiten und dritten Welle.

Wenn die Infektionsdynamik weiter anhalte, würden Priorisierung und Umorganisation in weiten Teilen Deutschlands notwendig, mahnt Marx. Trotzdem werde jeder Notfall- und jeder Corona-Patient versorgt werden. Die Politik solle Strukturen schaffen, um flächendeckend Booster-Impfungen durchführen zu können. Impfzentren und mobile Impfteams sollen dazu wieder aufgebaut werden. Falls die letzte Woche von der Ministerpräsidentenkonferenz beschlossenen Maßnahmen nicht greifen, sollen die Teilnehmer für die nächste Sitzung am 9. Dezember „zusätzliche Maßnahmen vorbereiten, um die vierte Welle zu beenden“.

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