Berlin (pag) – Die Reform der Notfallversorgung hat die neue Regierung von der alten geerbt. Auch beim Kongress der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin wird über das Thema diskutiert. Medizinische Fragen sind von den politischen nicht immer einfach zu trennen, zeigt sich.

Diskutiert wird auf dem Kongress folgende These: „Alle Fachabteilungen in der Notaufnahme ist der richtige Weg“. Prof. Helge Topka, Chefarzt am Klinikum Bogenhausen, zeigt anhand mehrerer Studien, dass Spezialisten eine geringere Fehlerquote haben. Beispiele dafür sind etwa das Erkennen von zerebellären Infarkten sowie richtige EKG-Auswertungen. „Wir haben ein Problem mit der initialen Einschätzung“, sagt er. Topka fragt aber auch ganz grundsätzlich: Sind die richtigen Patienten in der Notaufnahme? Welche Strukturen versorgen wen? Der Neurologe definiert die Zentrale Notaufnahme (ZNA) als hochspezialisierte Einrichtung für schwerwiegend Erkrankte.

Michael Reindl, Leitender Notarzt der Stadt Oberhausen, weist darauf hin, dass sich in der ZNA 50 Prozent der Patienten selbst vorstellten. „Patienten kommen nicht mit einer Diagnose, sondern mit Symptomen“, betont er. Diejenigen mit keinem klaren Leitsymptom hätten eine vielfach erhöhte Mortalität. Er argumentiert, dass mehr Konsile zu einer längeren Verweildauer führten, damit steige die Mortalität. Auch er fragt, wem der Patient gehöre. Es gebe ein Tauziehen, das politisch getriggert sei.

Die Session beschäftigt sich außerdem mit der medizinischen Ersteinschätzung via SmED. Der Vorstandsvorsitzender des Zi, Dr. Dominik Graf von Stillfried, stellt das Instrument vor und berichtet von positiven Erfahrungen im Praxistest. Bei der anschließenden Diskussion hebt er hervor, dass es ausgewogene Kooperationsstrukturen brauche. Auch müsse niemand SmED benutzen. Politisch ist das Instrument gewünscht und wird wohlwollend aufgenommen. An der Basis kann das ganz anders aussehen. Prof. Harald Dormann, Chefarzt der ZNA des Klinikums Fürth, befürchtet eine Potenzierung von Weiterleitungszuständigkeiten. Eine Weiterleitung ohne Arztkontakt haben keine valide Grundlage.

 

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