Witten (pag) - Viele Krankenhausfälle sind Pflegeheim-sensitiv, also wenigstens zum Teil vermeidbar. Zu diesem Ergebnis kommt eine Forschungsgruppe der Universität Witten/Herdecke.

Die Forschenden analysieren Krankenkassen-Daten und befragen etwa 100 Experten aus dem ambulanten, stationären und wissenschaftlichen Bereich sowie Personen, die in der Pflege tätig sind. In der analysierten Stichprobe aus dem Jahr 2017 wurden 44 Prozent der Pflegeheimbewohner mindestens einmal hospitalisiert, es gab viele Mehrfachaufenthalte. Die häufigsten Entlassdiagnosen waren Herzinsuffizienz, Pneumonie, Fraktur des Femurs, Volumenmangel und sonstige Krankheiten des Harnsystems. Hochgerechnet auf alle pflegebedürftigen GKV-Versicherten sind das 646.000 Krankenhausfälle pro Jahr und Kosten von 2,6 Milliarden Euro.

Insgesamt identifiziert das Expertenpanel 58 Pflegeheim-sensitive Indikationen mit einem Vermeidungspotenzial von mindestens 70 Prozent. Ganz oben auf der Liste: Diabetes mellitus Typ 2, gefolgt von Volumenmangel sowie Magen-/Darmgeschwüren und Entzündungen. 19 der 58 Indikationen sind dem Bereich Innere Medizin zuzuordnen, zwölf stammen aus der Neurologie, sechs aus der HNO- und Lungenheilkunde sowie acht aus der Orthopädie.

Mit diesen 58 Diagnosen wurden hochgerechnet 270.000 Pflegebedürftige behandelt, die dazugehörigen Kosten lagen bei 951 Millionen Euro. Unter einer optimalen Versorgung in den Heimen, so die Prognose des Teams, könnten 220.000 Fälle vermieden und 768 Millionen Euro eingespart werden. „Die ist noch bei Weitem nicht gegeben, sondern wir müssen sie erst einmal schaffen“, sagt Prof. Sabine Bohnet-Joschko von der Universität Witten/Herdecke bei der Vorstellung der Ergebnisse. „Und das wird auch Geld kosten.“ Das eingesparte Geld könne genutzt werden, um die Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgung zu refinanzieren.

Um eine höherwertige Versorgung zu erreichen, empfehlen die Forschenden Verbesserungen in sechs Bereichen: Qualifiziertes Fachpersonal, Kommunikation und Kooperation, Infrastruktur, Interne Prozesse, Rechtliche Aspekte und Vergütungsstrukturen.

Die Ergebnisse können Sie hier einsehen:
https://f1000research.com/articles/10-1223

 

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