Berlin (pag) – Der Ausbruch der Pandemie hat zu deutlichen Veränderungen der Krankheitslast und somit der Verordnungen von Arzneimitteln geführt. Dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zufolge sind die Verordnungszahlen von Antibiotika im zweiten Quartal 2020 auf einen historischen Tiefstand gesunken.

Seitdem bewegen sich die Zahlen auf einem signifikant niedrigeren Niveau als in den Jahren zuvor – vor allem in den Herbst- und Wintermonaten, in denen therapiebedürftige Atemwegserkrankungen verstärkt auftreten. Im Jahr 2019 wurden noch 29,5 Millionen Verordnungen ausgegeben, 2020 waren es nur noch 21,8 Millionen. Und das obwohl niedergelassene Haus- und Fachärzte in Deutschland im internationalen Vergleich Antibiotika bereits vor der Corona-Pandemie überaus moderat verordnet haben, hebt das Zi hervor.

Die Verordnungsrückgänge treten in allen Altersgruppen auf, allerdings sind die prozentualen Veränderungen bei Kindern und Jugendlichen besonders deutlich: Bei Kindern bis sechs Jahre haben sich die Verordnungszahlen im Vergleich zu 2019 um 44 Prozent reduziert. Mit einem Absinken um 35 Prozent ist der Effekt bei der Altersgruppe sieben bis 18 Jahre zwar etwas geringer, aber dennoch sehr deutlich. Absolut betrachtet ist der Effekt hingegen bei den 18- bis 65-Jährigen am höchsten – nicht zuletzt auf Grund der Größe dieser Patientengruppe. Hier wurden 2020 rund 4,5 Millionen Verordnungen weniger (minus 26 Prozent) ausgegeben als 2019.

Der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried vermutet, dass sich der Umgang mit Atemwegsinfektionen grundsätzlich verändert hat. Trotz Krankheitssymptomen am Arbeitsplatz zu erscheinen, obwohl eine Krankmeldung angezeigt wäre, sei im Zuge der Pandemie auf Grund des allgemeinen Infektionsrisikos deutlich kritischer bewertet worden als zuvor. „Damit sinkt auch der empfundene oder tatsächliche Druck auf Beschäftigte, krank anwesend zu sein und dies im Notfall auch durch die Einnahme von Arzneimitteln wie Antibiotika sicherzustellen.“

 

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