Berlin (pag) – Protektion statt Containment: Der Corona-Expertenrat empfiehlt der Bundesregierung in einer Stellungnahme einen Strategiewechsel bei den Pandemie-Schutzmaßnahmen. Es bestehe mittlerweile ein hoher Immunisierungsgrad in der Bevölkerung, gepaart mit etwas weniger krankmachenden Virusvarianten.

Statt der bisherigen Strategie des Containments sollte man sich auf die Protektion vulnerabler Gruppen und Mitigierung konzentrieren, sagt Expertenratmitglied und Intensivmediziner Prof. Christian Karagiannidis.

Im Papier entwirft der Rat drei mögliche Szenarien für den Herbst und Winter. Im „günstigsten Szenario“ dominiert eine im Vergleich zu Omikron weniger krankmachende Variante. „Stärker eingreifende Infektionsschutzmaßnahmen sind nicht mehr oder nur für den Schutz von Risikopersonen notwendig“, heißt es in dem Papier. Im „Basisszenario“ bleibt die Krankheitslast ähnlich wie bei den jüngst zunehmenden Omikron-Varianten. Das „ungünstigste Szenario“ ist eine neue Virusvariante mit verstärkter Übertragbarkeit und erhöhter Krankheitsschwere. Intensiv- und Normalstationen würden dadurch stark belastet. „Erst gegen Frühjahr 2023 könnten allgemeine Schutzmaßnahmen wie Maskenpflicht und Abstandsgebot zurückgefahren werden.“

Der Rat fordert eine bessere Datengrundlage zu Krankheitsschwere und Belastung des Gesundheitswesens. Karagiannidis betont, man müsse wegkommen von der Sieben-Tage-Inzidenz hin zu einem „digitalen Echtzeit-Lagebild“ der Pandemie. Es sei „besonders schwer erträglich“ gewesen, dass bei den Ministerpräsidentenkonferenzen im vergangenen Jahr „häufig eine Reihe von Daten aus dem Gesundheitssystem nicht vorhanden waren“, beklagt der Vorsitzende des Expertenrats und Vorstandsvorsitzender der Berliner Charité Prof. Heyo Kroemer.

Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) lobt die „exzellente Arbeit“ des Rats. „Das wird Basis für den Corona-Herbstplan der Bundesregierung.“ Die FDP-Fraktion sieht sich durch die Stellungnahme in ihrem Kurs bestätigt. „Prophylaktische allgemeine Freiheitseinschränkungen“ werde es nicht geben, betont ihr gesundheitspolitischer Sprecher Prof. Andrew Ullmann.

Die Stellungnahme finden Sie hier:
www.bundesregierung.de/breg-de/bundesregierung/bundeskanzleramt/corona-expertinnenrat-der-bundesregierung

 

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