Berlin (pag) – „Wir legen den Finger in die Wunde“, sagt Dr. Ruth Hecker, Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit (APS), anlässlich des vierten Welttages der Patientensicherheit. Thema ist dieses Mal sichere Medikation. Hecker zufolge führen unerwünschte Arzneimittelwirkungen jedes Jahr zu etwa 250.000 Krankenhauseinweisungen, was ungefähr fünf Prozent aller Fälle ausmacht.

In Deutschland verursachen Medikationsfehler hochgerechnet circa 1,8 Millionen zusätzliche Krankenhaustage und Kosten von circa 600 Millionen Euro pro Jahr. Mehr als die Hälfte aller arzneimittelbezogenen Krankenhausaufnahmen wären vermeidbar, heißt es auf der Pressekonferenz des APS.

 

Der Arzneimitteltherapieprozess ist ein Hochrisikoprozess, sagt Hecker. Er stelle besondere Anforderungen an die Kommunikation und Kooperation der beteiligten Berufsgruppen. Von ihnen fordert sie ein „gewisses Miteinander, ein gemeinsames Wollen“. Eigentlich kenne man die Probleme – und auch die Lösungen. Als eine Lösung nennt Hecker Medikationspläne. Allerdings werden diese in der Praxis inkonsistent angewendet, wie eine Studie mit 500 Apothekenpatienten in Westfalen-Lippe zeigt, die das APS zitiert.

Demnach entspricht nur bei 6,5 Prozent der Patientinnen und Patienten der allein vom Arzt erstellte Plan der tatsächlichen Einnahmepraxis. 30 Prozent der Pläne sind lückenhaft, 18 Prozent führen Arzneimittel auf, die nicht mehr eingenommen werden. Bei elf Prozent stimmt die Dosierung nicht.

 

Die Digitalisierung kann die Patientensicherheit in vielerlei Hinsicht unterstützen, betont APS-Vorstand Dr. Peter Gausmann. Als Beispiel nennt er die ePA, die Kommunikationsfehler verringere, die Koordination der Versorgung verbessere und Patientenkompetenz stärke. Beispiel RFID und Barcodes: Damit könnten Blutkonserven, Medikamente und Behandlungslisten eindeutig den Patienten zugeordnet werden. Das Risiko von Verwechselungen könne so minimiert werden. Gausmann sieht die Digitalisierung daher als „echte Chance“ für Patientensicherheit. Es müsse aber darauf geachtet werden, dass diese patientenzentriert, effizient und sicher gestaltet werde.

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