Berlin (pag) – Harsche Kritik üben Orthopäden und Unfallchirurgen am derzeitigen Zustand der deutschen Notfallversorgung. Zügige und zukunftsfähige Reformen müssen kommen, fordert Dr. Burkhard Lembeck, Präsident des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU), auf einer Pressekonferenz mit der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Jede zehnte Diagnose in der Notaufnahme ist eine akute Verletzung und jede zweite in der ambulanten Notfallversorgung zählt zu dem Diagnosespektrum Orthopädie/Unfallchirurgie. Nicht jeder und jede mit Rückenschmerzen, „die seit drei Wochen“ andauerten, gehöre jedoch in eine Notaufnahme, berichtet Lembeck im Vorfeld des Deutschen Kongresses der Orthopädie und Unfallchirurgie (25. bis 28. Oktober). Gutachten zeigten, dass zu viele Patienten in die Notaufnahmen kämen, die nicht zwingend einer Notfallbehandlung bedürfen. Dies verursache überlange Wartezeiten und verteuere die Strukturen. Mit einer bundesweiten qualifizierten, digitalen Ersteinschätzung und einem Ticketsystem sollen Notaufnahmen in den Krankenhäusern nur für den ernsten, akut zu behandelnden Fällen, zugänglich sein. Leichtere Fälle, die sich rasch Zugang zu einer Behandlung verschaffen wollen, müssten auf die Sprechstunden der niedergelassenen Kollegen verwiesen werden. Lembeck fügt hinzu: „Das heißt aber auch, dass die Menschen, wenn sie die 116 117 wählen, nicht eine halbe Stunde in der Leitung warten müssen. Da muss jemand innerhalb von Sekunden für sie da sein.“


Das Ticketsystem soll längere Wartezeiten vermeiden und ein Netz von Partnerpraxen die Notaufnahmen entlasten. Lembeck wies aber auch auf die Unterfinanzierung in der Notfallversorgung hin. „Seit Jahren ist dieser Versorgungszweig unterfinanziert, dabei gehört die Notfallversorgung zur Daseinsvorsorge.“ Der Staat müsse sich endlich dieser Thematik annehmen und eine fallzahlunabhängige Finanzierung von Rettungsstellen implementieren. Aber auch sogenannte „Schwarzfahrer“, Patienten und Patientinnen, die die Notaufnahmen verstopfen würden, sollten über Zuzahlungen zu einer veränderten Inanspruchnahme der Notaufnahmen bewegt werden. 

 

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