Berlin (pag) – Die Deutsche Gesellschaft für Integrierte Versorgung im Gesundheitswesen (DGIV) blickt anlässlich ihres 19. Bundeskongresses auf die vergangenen 360 Tage Ampelkoalition zurück. Das Zwischenfazit fällt kritisch aus. „Wir hätten weiter kommen müssen“, findet DGIV-Vorsitzender Prof. Eckhard Nagel.

Bislang habe es kaum zielführende Ansätze zur Überwindung der Sektorengrenze zwischen ambulanter und stationärer Versorgung vonseiten der Regierung gegeben, resümiert Nagel. Ursachen dafür sieht er im Sozialgesetzbuch V. Dort seien zwar über 30 Paragraphen enthalten, die das Problem der Sektorengrenzen adressierten, doch seit Jahren habe keiner davon grundsätzliche Änderungen schaffen können.

Ein Paradigmenwechsel sei zudem nicht durch zwei weitere Sonderregelungen zu schaffen, warnt er, und bezieht sich dabei auf die Tagesbehandlungen in Krankenhäusern sowie auf den Übergang in sogenannte Hybrid-DRGs. Kritisch sieht der Mediziner auch das für 2023 versprochene Versorgungsgesetz. Dieses drohe, an bürokratischen Überfrachtungen und Kleinteiligkeit zu scheitern. „Es ist also nicht so, dass nichts passiert, sondern wir laufen Gefahr: Es passiert das Falsche“, so der Vorsitzende.

Beunruhigend sei außerdem die Nachwuchs- und Ausbildungssituation. Für Nagel ist klar, dass kommende Generationen kein Interesse an einem beruflichen Umfeld zeigen könnten, das sich an „Vernetzungs-, Kooperations-, und Hierarchiestrukturen aus dem letzten Jahrhundert“ orientiere. Hier müsse anders vorgegangen werden. Der Fachkräftemangel sei zwar ein berufsübergreifendes Problem, aber Nagel kenne „kaum eine Branche, die ihren Beschäftigten so sehr den Spaß am Arbeiten verdirbt wie unser Gesundheitswesen“.

Dass künftiges Ärzte- und Pflegepersonal sich einen reformierten Ansatz wünscht, bekräftigt auch Vorstandsmitglied Prof. Henriette Neumeyer. Sie fordert: „Genauso integriert, wie wir versorgen wollen, müssen wir auch ausbilden.“

 

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