Berlin (pag) – Pflegenotstand trifft auf Infektionswelle und führt zu einer „katastrophalen Situation“ in den Kinderkliniken. Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach fordert dazu auf, Personal von anderen Stationen zu verlegen.

Von 110 Kinderkliniken hatten zuletzt 43 Einrichtungen kein einziges Bett mehr auf der Normalstation frei, das ist das Ergebnis einer Umfrage der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Lediglich 83 freie Betten gibt es generell noch auf pädiatrischen Kinderintensivstationen, das sind 0,75 freie Betten pro Klinik. „Das ist eine katastrophale Situation“, sagt DIVI-Generalsekretär Prof. Florian Hoffmann.

Als Reaktion will das Bundesgesundheitsministerium es den Krankenhäusern ermöglichen, Personal von anderen Stationen in die Kinderstationen zu verlagern. Notfalls sollen dafür planbare Eingriffe verlegt werden, sagt Lauterbach auf einer Pressekonferenz. Er habe die Krankenkassen aufgefordert, vorübergehend die Personaluntergrenzen nicht mehr zu überprüfen.

„Selbstverständlich“ hätten die betroffenen Krankenhäuser „bereits in den vergangenen Tagen alle Möglichkeiten genutzt, um fehlendes Fachpersonal aus anderen Abteilungen zu ergänzen“, erwidert der Vorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft Dr. Gerald Gaß. Der Minister müsse die Pflegepersonaluntergrenzen in allen Abteilungen generell aufheben, um den Krankenhäusern wieder Handlungsspielraum beim Personaleinsatz zu geben. „Der Personalmangel im Gesundheitswesen zieht sich schon lange durch alle Berufsgruppen“, sagt Hans Martin Wollenberg, erster Vorsitzender des Marburger Bundes Niedersachen.

Die aktuelle Infektionswelle sei nicht der eigentliche Grund für die katastrophale Lage, so Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. „Die derzeitige Situation war zu erwarten. Und die Politik nimmt sie nicht nur billigend in Kauf, sie hat sie vielmehr mitverursacht, indem sie die Pädiatrie seit Jahren aushungert.“

Haftungsausschluss: Der Inhalt dieses Artikels wird bereitgestellt von der Presseagentur Gesundheit (pag) und spiegelt nicht zwingend die Meinung des BDA wider. © Presseagentur Gesundheit GmbH