Berlin (pag) – Ärztekammern, medizinische Fachgesellschaften und Fakultäten der Universitäten sollen verpflichtende Veranstaltungen zur Aufklärung über Korruption im Gesundheitswesen einführen. So lautet eine Forderung der Organisationen MEZIS („Mein Essen zahl‘ ich selbst“), Transparency Deutschland und leitlinienwatch.de.

Vielen Ärzten sei der Einfluss der Industrie bei der Verwendung medizinischer Geräte oder dem Verschreiben von Medikamenten nicht bewusst, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Organisationen. Sie fordern obligatorische Lehrveranstaltungen über Korruption im Gesundheitswesen und den Umgang mit Interessenkonflikten, um eine Aufklärung und Sensibilisierung für dieses Thema voranzutreiben.

 
Untersuchungen hätten laut den drei Organisationen ergeben, dass direkte und indirekte Industriekontakte das Verschreibungsverhalten und Urteilsvermögen der Ärzteschaft zugunsten einzelner Geräte, Medikamente oder Firmen stark beeinflussen würden. Ferner führten Ärzte von der Industrie bezahlte Studien durch, besäßen eine Mitgliedschaft für firmengesponserte Mediziner-Vereinigungen oder orientierten sich an Behandlungs-Leitlinien, an denen eine Vielzahl von Experten mit Interessenskonflikten beteiligt seien.
 
Bislang würden angehende Ärzte im Studium nicht auf das „Beeinflussungs-Repertoire“ der Industrie und dessen Folgen vorbereitet. Dies müsse sich dringend ändern. Es sei wichtig, dass insbesondere kritische Themen wie die Preisgestaltung, eine lückenhafte Studienlage oder Scheininnovationen trotz der finanziellen Beziehung angesprochen werden könnten, so die Organisationen.
 
Bereits im März 2022 hatten MEZIS, Transparency International und leitlinienwatch.de in einer Stellungnahme gefordert, die Ärzteschaft für Beeinflussung vonseiten der Industrie zu sensibilisieren. Letztlich ginge es um Verantwortung: Patienten könnten den behandelnden Ärzten nur dann vertrauen, wenn auf deren Unabhängigkeit bei Versorgungsfragen Verlass sei.

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