Berlin (pag) – Das aktuelle Krankenhaus-Barometer zeigt nach unten. Insolvenzangst, Investitionsstau und Personalmangel hängen wie ein Damoklesschwert über den Kliniken der Bundesrepublik, zeigt die aktuelle Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) zur wirtschaftlichen Lage der Einrichtungen.

© iStockphoto.com, takasuu
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Und diese beurteilt die Mehrheit der 300 befragten Häuser über 100 Betten als schlecht. Nur jede fünfte Klinik erwartet demnach für 2022 ein positives Jahresergebnis. Über die Hälfte (56 Prozent) geht für 2023 von einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage aus, gerade einmal sechs Prozent bewerten ihre derzeitige Situation als gut. „Die schon vor einigen Monaten prognostizierte Insolvenzwelle rollt jetzt an“, warnt Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Diese hat zusammen mit den anderen Trägern des DKI – Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) und Verband der leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VlK) – die Befragung in Auftrag gegeben. Die Politik habe den Zeitpunkt, an der sich die Welle aufhalten ließe, schon fast verpasst, meint Gaß: „Der Schaden für die Versorgung wird 2023 in vielen Regionen sichtbar werden.“ Die von der Bundesregierung angekündigten Finanzhilfen zum Ausgleich von Energiepreissteigerungen könnten das strukturelle Defizit wegen der inflationsbedingten allgemeinen Kostensteigerungen nicht ausgleichen. „Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach weiß sehr genau, dass diese Kostensteigerungen in den Preisen, die die Krankenhäuser gegenüber den Krankenkassen abrechnen dürfen, nicht abgebildet sind“, sagt Gaß.
Das Barometer bestätigt außerdem die mangelnde Investitionstätigkeit der Bundesländer: 2021 wurden insgesamt 6,8 Milliarden Euro investiert, nicht einmal die Hälfte (47 Prozent) stammt aus öffentlichen Mitteln. 84 Prozent der finanzschwachen Häuser gehen davon aus, dass sich wegen der ausbleibenden Mittel das Risiko einer Pleite erhöht.
Als dramatisch bezeichnen die Krankenhäuser außerdem die Personallage. Bis Mitte 2022 hätten fast 90 Prozent der Einrichtungen Probleme, offene Pflegestellen auf den Allgemeinstationen zu besetzen.
In einem offenen Brief an Gesundheitsminister Lauterbach fordern VlK und Marburger Bund aufgrund der prekären Lage eine „Wiederaufnahme der finanziellen Stabilisierungsmaßnahmen der Kliniken durch Bund, Länder und Krankenkassen“.

Das Krankenhaus-Barometer finden Sie hier: https://www.dkgev.de/fileadmin/default/Mediapool/3_Service/3.4._Publikationen/3.4.5._Krankenhaus_Barometer/Krankenhaus-Barometer_2022.pdf

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