Berlin (pag) – Zu wenig Personal, zu viele Patienten, keine effiziente Ersteinschätzung, Abmeldungen aus der Versorgung: Am 18. Januar berichten Experten im Gesundheitsausschuss des Bundestags über Missstände in Notfallaufnahmen.

Daniel Labes von der „Aktion: Notaufnahmen retten“ schildert die Probleme aus der Praxis in Berlin. Im Dezember 2022 habe das System kurz vor dem Zusammenbruch gestanden. Viele Notaufnahmen hätten sich wegen Überlastung abgemeldet, an manchen Tagen sei ein Viertel der Notfallstrukturen geschlossen worden, weil die Einrichtungen an ihre Kapazitätsgrenze gekommen seien. Labes fordert eine verbindliche Personalbemessung in Notaufnahmen. Diese müsse sich an den konkreten Patientenkontakten orientieren.

Martin Pin, Präsident der Deutschen Gesellschaft für interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin, führt die Überlastung ebenfalls darauf zurück, dass es keinen verbindlichen Personalschlüssel gebe. Das sogenannte Overcrowding in den Notaufnahmen bedeute eine Gefährdung der Patientensicherheit. Prof. Henriette Neumeyer, stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, berichtet von bisweilen dramatischen Personalengpässen im pflegerischen und ärztlichen Bereich. Außerdem müsse die Patientensteuerung verbessert werden. So kämen rund 74 Prozent der Patienten zu Fuß in die Notaufnahme, ohne zuvor einen Notruf gewählt oder eine Einweisung bekommen zu haben.

Auch Dr. Wulf-Dietrich Leber vom GKV-Spitzenverband macht sich für ein rechtssicheres Steuerungsverfahren stark. Nicht jeder Notruf müsse eine Krankenhauseinweisung zur Folge haben. In diesem Zusammenhang fordert der Gesundheitsforscher Prof. Ferdinand Gerlach eine qualifizierte, strukturierte, digital unterstützte, einheitliche Ersteinschätzung von Patienten. Möglich sei eine telefonische Beratung durch Ärzte in einer Leitstelle. Internationale Erfahrungen zeigten, dass so rund 30 Prozent der Fälle in guter Qualität erledigt werden könnten. Diese Patienten landeten dann nicht in der Rettungsstelle.

 

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