Berlin (pag) – Der Sachverständigenrat für Gesundheit und Pflege (SVR) veröffentlicht sein Gutachten „Resilienz im Gesundheitswesen. Wege zur Bewältigung künftiger Krisen“. Die Ratsmitglieder stellen dem Gesundheitssystem diesbezüglich kein gutes Zeugnis aus.

SVR-Vorsitzender Prof. Ferdinand Gerlach © pag, Fiolka
SVR-Vorsitzender Prof. Ferdinand
Gerlach © pag, Fiolka
 

„Unser Gesundheitssystem ist für Krisen weiterhin nicht gut gewappnet.“ Mit diesen nüchternen Worten fasst SVR-Vorsitzender Prof. Ferdinand Gerlach die Ergebnisse des neuen Gutachtens zusammen. Der gelernte Allgemeinmediziner spricht von einem „behäbigen Schönwettersystem“, Probleme bereiteten die unzulängliche Digitalisierung, das Datenschutzverständnis sowie die unzureichende Koordination zwischen Bund, Ländern, Landkreisen und Kommunen. Aus den aktuellen Krisen seien bisher nicht die notwendigen Schlüsse gezogen worden. „Weder auf Folgen des Klimawandels noch auf Pandemien ist unser Gesundheitssystem ausreichend vorbereitet.“ Es gebe bereits Analysen und Konzepte zur Resilienzstärkung, zum Beispiel Pandemie- oder Hitzepläne, aber sie verstaubten oft in Schubladen.

Ratsmitglied Prof. Petra Thürmann plädiert dafür, Wetter- und Gesundheitsdaten zu verknüpfen. Sie könnte sich vorstellen, dass eine elektronische Patientenakte Risikogruppen Informationen zum Verhalten während Hitzewellen anzeigt. „Wir weisen in diesem Zusammenhang nochmals auf das Erfordernis eines Gesundheitsdatennutzungsgesetzes hin, weil wir diese Daten wirklich brauchen, um die Bürgerinnen und Bürger auch in diesen Zeiten zu schützen“, so Thürmann.

Eine zentrale Rolle spielt aus Sicht des Rates der öffentliche Gesundheitsdienst und das geplante Bundesinstitut. Letzteres soll für die Erhebung, Zusammenführung, Bereitstellung, Analyse und Aufbereitung von Daten zuständig sein. Weitere Aufgabenschwerpunkte seien Kommunikation und Qualitätsförderung. Die Finanzierung der Resilienzstärkung kann laut Gerlach aus Steuermitteln und durch GKV und PKV erfolgen. „Die Krankenkassen werden das gerne tun, weil wir damit sehr viel Verschwendung und Ineffizienz verhindern“, sagt er mit Blick auf die verfehlten Investitionen in Milliardenhöhe – Stichwort Tests – während der Corona-Pandemie.

Das Gutachten finden Sie online unter:
www.svr-gesundheit.de/fileadmin/Gutachten/Gutachten_2023/Gesamtgutachten_ePDF_Final.pdf

 

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