Berlin (pag) – Zukünftig braucht es ausdifferenziertere Berufe in der Versorgung anstatt der traditionell binären Zentrierung auf Arzt und Pflegepersonal. Dafür plädieren Expertinnen und Experten auf dem Kongress für Gesundheitsnetzwerker angesichts knapper Ressourcen.

Ausdifferenziertere Berufe seien in anderen Ländern bereits etabliert und führen zu deutlich weniger Arztbesuchen als hierzulande, berichtet der Geschäftsführer des privaten Instituts für angewandte Versorgungsforschung Prof. Volker Amelung. Weiterhin schlägt er vor, politisch den Spieß umzudrehen: Statt stets neue Gesetze zu verabschieden, die häufig „Verschlimmbesserungen“ implizierten, sollten Passagen aus dem SGB V gestrichen werden, etwa die ärztliche Budgetierung.

Ein relevanter Aspekt sei außerdem die Patientensteuerung, ergänzt der Bundesvorsitzende des Virchowbundes Dr. Dirk Heinrich. Es mangle der Bevölkerung an Gesundheitskompetenz. Hierzulande sei es üblich, wegen „Pillepalle“ den Arzt zu konsultieren, seufzt er. Ein erster Schritt sei, dem Patienten beizubringen, kompetent zuzuordnen, welcher Ansprechpartner zu welchem Symptom passe. Weiterhin kritisiert Heinrich die monetäre Ungleichbehandlung zwischen Sozialversicherungsfachangestellten und Medizinischen Fachangestellten (MFA) und fordert, das Gehalt von MFA anzuheben.

Vorgestellt werden auf dem Kongress außerdem Versorgungskonzepte mit Vorbildcharakter – zum HÄPPI (Hausärztliches Primärversorgungszentrum – Patientenversorgung Interprofessionell), entwickelt vom Hausärztinnen- und Hausärzteverband. Ein zentraler Gedanke: der Versorgungszersplitterung entgegenwirken. Dabei setzen die Behandler auf eine interprofessionelle hausärztliche Teamstruktur mit Personen eines nicht-ärztlichen, akademischen Gesundheitsberufes und interne Regelungen zur Kooperation. Hausärzte können sich so stärker auf die Fälle konzentrieren, bei denen ihre ärztliche Kompetenz zwingend erforderlich ist. Patienten geben über Patient-Reported-Outcomes Rückmeldung.

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