CIRS-AINS Fall des Monats Quartal 2/2023
Neue Ausgabe des CIRS-AINS Fall des Monats
Neue Ausgabe des CIRS-AINS Fall des Monats
Nürnberg. 100 Beats per minute – 100 Schläge pro Minute. So ist der Rhythmus, den man bei einer Herzdruckmassage anwenden sollte. Doch wie genau findet man den richtigen Takt, wenn es um Leben und Tod geht und man keine Zeit zum Zählen hat? Ganz leicht: mit der Hilfe von Songs, die genau den richtigen Rhythmus haben.
Zur Woche der Wiederbelebung, die vom 18. bis zum 24. September stattfindet, haben die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie e.V. (DGAI) und der Berufsverband der Anästhesistinnen und Anästhesisten e.V. (BDA) deshalb eine Playlist erstellt, die eine Auswahl bekannter Songs enthält – und die passende Frequenz für die optimale Herzdruckmassage mitliefert.
In der Playlist enthalten ist natürlich „Staying Alive“ von den Bee Gees - der Klassiker für die Herzdruckmassage, den viele bereits kennen. Aber auch der Takt des berühmten Abba-Songs „Dancing Queen“ liefert genau die richtige Anzahl an Beats pro Minute. Genauso wie der Ohrwurm „I will survive“ von Gloria Gaynor. Interessanter Nebeneffekt: „Staying Alive“ oder „I will survive“ liefern nicht nur den richtigen Rhythmus, sondern auch noch den passenden Text – und bleiben damit im Gedächtnis. Genauso übrigens wie der Song „Stay“ von Rihanna oder „Wake me up“ von Avicii.
Auf der Playlist, die insgesamt 86 Songs umfasst, sind bekannte Lieder zahlreicher Stilrichtungen enthalten, so dass sich jeder einen Song ganz nach dem eigenen Geschmack merken kann und ihn im Ernstfall als Ohrwurm parat hat. Darunter beispielsweise „Yellow Submarine“ von den Beatles, „Could you be loved“ von Bob Marley, „Livin‘ on a prayer“ von Bon Jovi und „Rock your body“ von Justin Timberlake.
Überlebenschance sinkt binnen weniger Minuten
Mit der Playlist, die auf der Plattform Spotify veröffentlicht wurde, wollen DGAI und BDA für die überlebenswichtige Hilfe bei Herz-Kreislauf-Stillständen werben – und einmal mehr darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, dass man im Ernstfall weiß, was zu tun ist. Über die Initiative „Ein Leben retten“ und die jährliche „Woche der Wiederbelebung“ rücken DGAI und BDA das Thema immer wieder in den Mittelpunkt.
Die Bedeutung dessen zeigt sich allein an der Statistik: jedes Jahr erleiden rund 50.000 Menschen in Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses. Ihre Überlebenschance hängt dann von wenigen Minuten ab: Das Gehirn beginnt bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand bereits nach nur drei bis fünf Minuten ohne Blutfluss, unwiederbringlich zu sterben. Das ist ein wichtiges Zeitfenster, in dem man mit einer sofortigen Herzdruckmassage Leben retten kann.
Und so geht’s:
o Der Patient oder die Patientin sollte auf dem Rücken auf einer harten Unterlage liegen.
o Handballen der einen Hand auf dem Brustbein des Patienten in der Mitte des Brustkorbes platzieren. Die andere Hand über die erste Hand legen.
o Den Brustkorb fünf bis sechs Zentimeter nach unten drücken. Die Frequenz sollte dabei bei 100 bis 120 mal Drücken pro Minute liegen (hier hilft die Songauswahl auf der Playlist).
o Wer in Mund-zu-Mund-Beatmung ausgebildet ist, wendet dieses Verfahren zusätzlich zur Herzdruckmassage im Verhältnis 30 Herzdruckmassagen zu zwei Beatmungen an. Wenn nicht: Konzentration auf die Herzdruckmassage.
o Nicht aufhören, bis der Rettungsdienst kommt und übernehmen kann.
Die Playlist „100BPM – der Rhythmus der Herzdruckmassage“ ist auf Spotify zu finden.
Weitere Informationen und Material zur Initiative „Ein Leben retten“: www.einlebenretten.de
Am 10. und 11. November 2023 findet das bereits 14. Anästhesie-Intensiv-Update-Seminar statt. Die Fortbildung, welche unter der Schirmherrschaft des BDA steht, bietet den Teilnehmenden zwei kompakte Fortbildungstage, in denen sie auf den neuesten Wissensstand in der AINS gebracht werden.
Beim Anästhesie Update liegt der Fokus auf den relevanten Neuerungen im Fachgebiet – es werden die wichtigsten publizierten Ergebnisse klinischer Studien aus dem letzten Jahr ausgewählt, praxisnah vorgestellt und durch die Expertinnen und Experten kommentiert. Dabei sind sowohl die Einordnung der Studien-Relevanz für den ärztlichen Alltag als auch die gemeinsame Diskussion während und nach den Vorträgen fester Bestandteil des Update-Konzepts.
Die wissenschaftliche Leitung des Anästhesie Updates haben Professorin Grietje Beck (Mannheim, Präsidentin des BDA), Dr. Karin Becke-Jakob (Nürnberg, Kassenführerin des BDA), Professor Winfried Meißner (Jena) und Professor Kai Zacharowski (Frankfurt) inne.
Sichern Sie sich jetzt noch die vergünstigte Teilnahmegebühr und profitieren Sie außerdem von der zusätzlichen Ermäßigung für BDA-Mitglieder.
Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.anaesthesie-update.com
Nürnberg. Unter dem Motto „Stimme der Patient:innen stärken“ steht der „Welttag der Patientensicherheit“, der in diesem Jahr am 17. September stattfindet. Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) sowie der Berufsverband Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten e.V. (BDA) nehmen den Aktionstag, der einmal im Jahr durch das Aktionsbündnis Patientensicherheit ausgerichtet wird, zum Anlass, um auf die zentrale Bedeutung der Anästhesiologie im Bereich Patientensicherheit aufmerksam zu machen.
„Anästhesistinnen und Anästhesisten begleiten ihre Patienten durch den gesamten Prozess der Anästhesie und stehen ihnen vor, während und nach dem medizinischen Eingriff, aber auch in der Intensivmedizin, der Schmerz-, Palliativ und Notfallmedizin zur Seite“, sagt BDA-Präsidentin Prof. Dr. Grietje Beck.
„Für viele Patientinnen und Patienten sind wir Anästhesisten daher enge Vertrauenspersonen, an die sie sich mit ihren Fragen und Bedenken wenden und auch diejenigen, denen sie ihre Ängste mitteilen“, erklärt der DGAI-Präsident Prof. Dr. Benedikt Pannen. Dabei steht das Wohl und die Sicherheit der Patientinnen und Patienten immer im Fokus.
Patientensicherheit bedeutet für DGAI und BDA daher auch die Arbeit an Standards, die den Behandlungen zu Grunde liegen. Leitlinien und Empfehlungen, an denen sich Ärztinnen und Ärzte in ihrer täglichen Arbeit orientieren, werden gemeinsam entwickelt, regelmäßig überarbeitet und an den aktuellen wissenschaftlichen Stand angepasst.
Lernen wie Piloten in der Luftfahrt
Das Projekt CIRSmedical Anästhesiologie (CIRS-AINS), das beide Verbände zusammen mit der Bundesärztekammer ins Leben gerufen haben, bietet überdies die Möglichkeit, unerwartete Ereignisse sichtbar zu machen und zukünftig zu vermeiden. Sie werden anonym und systematisch erfasst, von Experten ausgewertet und der Fachöffentlichkeit zugänglich gemacht. „Wir lernen damit wie die Piloten in der Luftfahrt aus Problemsituationen, aber auch aus den Lösungen und von den Tipps, die unsere Experten im Nachhinein dazu erarbeiten“, erklärt Prof. Dr. Benedikt Pannen, Präsident der DGAI. „Das im Hinterkopf zu haben, hilft uns, wenn wir in unserem Alltag in ähnliche Situationen kommen sollten, und erhöht somit deutlich die Sicherheit unserer Patientinnen und Patienten.“
Auch mit dem DGAI Projekt „OrphanAnesthesia“ wird das Thema Patientensicherheit in den Mittelpunkt gestellt - und zwar ganz speziell für Patientinnen und Patienten mit seltenen Erkrankungen, an denen weltweit manchmal nur wenige hundert Menschen leiden. In diesen Fällen gab es bisher nur wenig gesichertes, gebündeltes Wissen über die Erkrankungen selbst, aber auch über potentielle Besonderheiten bei der Durchführung von Narkosen. Das erschwerte die Behandlung der Erkrankten insgesamt deutlich.
Passende Narkose kann lebensrettend sein
Die digitale Datenbank OrphanAnesthesia konzentriert daher das weit verstreute Wissen über diese Erkrankungen aus wissenschaftlichen Publikationen und Erfahrungen ausgewiesener Experten und stellt es der Ärzteschaft, Patientinnen und Patienten sowie Selbsthilfeorganisationen an einem Ort zur Verfügung. „Eine genau passende Narkose kann für einen Menschen mit einer seltenen Erkrankung entscheidend, wenn nicht sogar lebensrettend sein“, erklärt Prof. Dr. Tino Münster, selbst Anästhesie-Chef in Regensburg, der das DGAI-Projekt leitet.
BDA / DGAI Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Alexander Schleppers fasst zusammen: „Ärztinnen und Ärzte für Anästhesiologie sind Garanten für höchste anästhesiologische Standards und Sicherheit für mehr als zehn Millionen Patientinnen und Patienten pro Jahr in den fünf Fachbereichen der Anästhesiologie: Anästhesie, Intensivmedizin, Notfall-, Schmerz- und Palliativmedizin. 365 Tage - rund um die Uhr.“
Nürnberg. Der Berufsverband Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten e.V. (BDA) und die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) begrüßen die von der Regierungskommission gemachten Vorschläge zum Qualitäts-, Struktur- und Prozessmanagement der Rettungsdienste und zur Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung im Bereich der Notfallmaßnahmen. Auf beiden Gebieten haben DGAI und BDA bereits seit vielen Jahren Pionierarbeit geleistet (z.B. Laienreanimation und Deutsches Reanimationsregister) und stellen ihre daraus resultierende Expertise gerne unterstützend zur Verfügung. Gleichzeitig sehen sie in den Empfehlungen zur Substitution ärztlicher Einsätze in der außerklinischen Notfallmedizin durch nichtärztliches Personal und die damit faktisch verbundene Abschaffung von Notärztinnen und Notärzten eine ganz erhebliche Gefahr für die Qualität der Notfallversorgung der Bevölkerung.
Die notfallmedizinische Versorgung erfolgt in Deutschland - auch im internationalen Vergleich - auf einem äußerst hohen Niveau. Diese Qualität der Versorgung beruht zu einem erheblichen Anteil auf dem Einsatz von Notärztinnen und Notärzten, insbesondere aus dem Bereich der Anästhesiologie. Diese besitzen nicht nur durch ihr sechsjähriges Studium der Humanmedizin, sondern auch durch ihre mindestens zweijährige klinische Tätigkeit, u. a. in der Intensivmedizin, eine breite und fundierte medizinische Ausbildung, die sie für eine notfallmedizinische Tätigkeit in ganz besonderer Weise qualifiziert.
Im klinischen Einsatz gewährleisten diese Ärztinnen und Ärzte jeden Tag eine qualitativ hochwertige und sichere Behandlung der Patientinnen und Patienten – gerade auch in kritischen Situationen im Notarztdienst. Sie sind geschult und erfahren in der Anwendung vielfältiger Techniken, die insbesondere in Notfallsituationen unabdingbar beherrscht werden müssen.
Die Regierungskommission empfiehlt nun, dieses System zu Gunsten einer Notfallversorgung durch nichtärztliches Personal nahezu vollständig aufzugeben. Notärztinnen und Notärzte sollen dann nur noch im Bedarfsfall in kritischen Situationen, die vom nichtärztlichen Personal vor Ort nicht mehr bewältigt werden können, zur Unterstützung sekundär hinzugezogen werden. Dadurch geht kostbare Behandlungszeit verloren und am Ende entscheiden gerade diese Minuten über die Überlebenschance vieler Notfallpatienten.
Zudem ist völlig unklar, wie Notärztinnen und Notärzte künftig ihre herausragende Expertise für die Bewältigung solch außergewöhnlicher Notfallsituationen erwerben bzw. erhalten sollen, wenn die bisherigen Notarztstrukturen abgeschafft werden.
Durch die vorgeschlagenen Maßnahmen wird leichtfertig die hohe Qualität in der Notfallversorgung in Deutschland aufs Spiel gesetzt. BDA und DGAI lehnen die Substitution ärztlicher Leistungen in der Notfallmedizin deshalb kategorisch ab.
Gerne bringen sich BDA und DGAI jedoch in einen Prozess zur Weiterqualifikation nicht-ärztlichen Fachpersonals in der Notfallmedizin im Sinne einer qualifizierten Delegation ein. Damit kann das eingesetzte Fachpersonal aus Sicht von DGAI und BDA mit definierten und regelmäßig zu schulenden Kompetenzen unter der Verantwortung des zuständigen ärztlichen Leiters ausgestattet werden. Diese ärztlich delegierten Maßnahmen sind regional übergreifend zu definieren, um einheitliche Versorgungsstrategien zu ermöglichen. DGAI und BDA bieten auch hier ihre Expertise und Unterstützung im Reformprozess an.